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beschreibung
Desolationszone
2014 - ongoing
Der Leipziger Südraum, in dem seit über 100 Jahren Braunkohle abgebaut wird, erstreckt sich auf einer Fläche von 820 Quadratkilometern südlich von Leipzig.
Einst geprägt durch weitläufige Flussauen, war die Region zu Zeiten der DDR Teil des industriellen Zentrums des Landes und einer der dreckigsten Orte der Welt. In dem Staat, in dem Umweltverschmutzung als „systemfremd“ galt, belegten nicht öffentliche Messungen, dass die Schadstoffbelastung in Ballungsräumen wie Leipzig oder Chemnitz Mitte der 80er Jahre mehr als doppelt so hoch war, wie in Düsseldorf, Chicago oder Tokio. Aufgrund des Mangels an anderen Rohstoffen herrschte eine hohe Abhängigkeit von der lokal verfügbaren Braunkohle. Andere Belange mussten oft dahinter zurückstehen. Im Dorf Mölbis, nur wenige Kilometer vom Braunkohlenkombinat Espenhain entfernt, berichteten Anwohner zu dieser Zeit von dichtem Staub in der Luft, der zeitweise nicht mehr die Sicht bis zum Nachbargrundstück erlaubte. Die veralteten Anlagen wurden schon vor der Wende zum Symbol des Zerfalls des sozialistischen Staates, die Umweltbewegung zum Katalysator des politischen Umbruchs.
Mit der deutschen Wiedervereinigung, der Abwicklung der DDR-Betriebe und der Abwanderung großer Teile der Bevölkerung begann eine erneute drastische Änderung des Landschaftsbildes. Als „Desolationszone“ beschrieb der SPIEGEL-Journalist Wilhelm Bittorf 1993 im Landeanflug auf Leipzig die rostenden und verwaisten Industriequartiere der ehemaligen DDR.
Seitdem wurde ein Großteil der Anlagen zurückgebaut. Flächen wurden renaturiert und Tagebaurestlöcher geflutet. Mit dem Cospudener See und weiteren gefluteten Tagebaurestlöchern ist ein vielbesuchtes Naherholungsgebiet entstanden.
Doch viele Probleme und Folgeschäden werden erst auf den zweiten Blick und viele Jahre später sichtbar. Schlechtere Bodenqualitäten mindern Ernteerträge, Versumpfungen durch den Wiederanstieg des Grundwassers machen manche Flächen wirtschaftlich kaum oder nur mit hohem technischen Aufwand nutzbar. Nicht ausreichend verdichtete Böden führen bei Bauvorhaben zu statischen Problemen, und die Ökosysteme werden noch Jahrhunderte brauchen, um sich vollständig zu erholen. Hinzu kommen Konflikte rund um die weiterhin aktiven Braunkohletagebaue „Vereinigtes Schleenhain“ und „Profen“.
Noch 2018 war Deutschland das Land mit der weltweit höchsten Fördermenge an Braunkohle, mittlerweile wurde es von China auf den zweiten Platz verdrängt. Bis 2038 soll die Förderung in Ostdeutschland eingestellt werden, doch die derzeitige Energiekrise verändert auch die Sicht auf heimische Energieträger. Die Arbeit Desolationszone versucht fotografisch eine Langzeitbilanz der Folgen des Braunkohleabbaus zu erzählen und wirft einen Blick auf eine zeitgenössische anthropogene Landschaft.

Wohnsiedlung am Kraftwerk Lippendorf,
Lippendorf, Neukieritzsch, 2021

Schneise am geplanten Durchstich zwischen Zwenkauer See und Cospudener See,
Neue Harth, Markkleeberg, 2016

Vom Tagebauuntenehmen Mibrag aufgekaufte Grundstücke in Pödelwitz.
Pödelwitz, Groitzsch, 2020

Abbruchkante am Tagebau Vereinigtes Schleenhain,
Deutzen, 2014

Versumpfung, Neue Harth,
Markkleeberg, 2019

Vom Tagebauuntenehmen Mibrag aufgekaufte Grundstücke in Pödelwitz.
Pödelwitz, Groitzsch, 2021

Zwenkauer See, ehemaliger Tagebau Zwenkau, stillgelegt 1998.
Zwenkau, 2020

Braunkohle-Förderband am Kraftwerk Lippendorf,
Lippendorf, Neukieritzsch, 2014

Versumpfung, Neue Harth,
Markkleeberg, 2016

Wohnblöcke für die Arbeiter des Kombinats Espenhain, einst einer der größten braunkohleverarbeitenden Betriebe der DDR, stillgelegt 1990.
Straße der Einheit, Kitzscher, 2020

Zwenkauer See Nordufer, am geplanten Harthkanal. Das Projekt wurde 2023 bis auf weiteres eingestellt, nachdem es am Kanal zwischen Markkleeberger und Störmthaler See zu Rissen in der Böschung gekommen war.
Markkleeberg, 2024

Ehemaliger Standort der Dorfes Käferhain. Der Ort wurde 1985/-86 für die Erweiterung des Tagebaus Groitzscher Dreieck devastiert. Durch die Wiedervereinigung und die damit verbundene vorzeitige Stillegung des Tagebaus wurde die ehemalige Ortslage allerdings nie abgebaggert.
Methewitz, Groitzsch, 2020

Hochhalde Trages, alte Rutschung,
Thierbach, 2020

Devastierte Fläche am Tagebau Vereinigtes Schleenhain,
Kieritzsch, 2020

Haus an der ehemaligen Bundesstraße 2,
Kesselshain, 2020

Nordstrand des Cospudener Sees, ehemaliger Tagebau Cospuden, stillgelegt 1991, Größe: 436 ha. Der Cospudener See hat sich zu einem der beliebtesten Naherholungsorte für die Leipziger Bevölkerung entwickelt.
Markkleeberg, 2014

Wohnblöcke für die Arbeiter des Kombinats Espenhain, einst einer der größten braunkohleverarbeitenden Betriebe der DDR, stillgelegt 1990.
Thierbacher Straße, Kitzscher, 2020

Versumpfung, Bundesstraße 2 bei Böhlen,
Böhlen, 2014

Störmthaler See, ehemaliger Tagebau Espenhain, stillgelegt 1996, Größe: 730 ha. Flutung mit eisenhaltigem Wasser.
Störmthal, 2014

Freizeitpark Belantis und Autobahn 38,
Leipzig, 2023

Devastierte Fläche am Tagebau Vereinigtes Schleenhain,
Kieritzsch, 2023

Desolationszone
2014 - ongoing
Der Leipziger Südraum, in dem seit über 100 Jahren Braunkohle abgebaut wird, erstreckt sich auf einer Fläche von 820 Quadratkilometern südlich von Leipzig.
Einst geprägt durch weitläufige Flussauen, war die Region zu Zeiten der DDR Teil des industriellen Zentrums des Landes und einer der dreckigsten Orte der Welt. In dem Staat, in dem Umweltverschmutzung als „systemfremd“ galt, belegten nicht öffentliche Messungen, dass die Schadstoffbelastung in Ballungsräumen wie Leipzig oder Chemnitz Mitte der 80er Jahre mehr als doppelt so hoch war, wie in Düsseldorf, Chicago oder Tokio. Aufgrund des Mangels an anderen Rohstoffen herrschte eine hohe Abhängigkeit von der lokal verfügbaren Braunkohle. Andere Belange mussten oft dahinter zurückstehen. Im Dorf Mölbis, nur wenige Kilometer vom Braunkohlenkombinat Espenhain entfernt, berichteten Anwohner zu dieser Zeit von dichtem Staub in der Luft, der zeitweise nicht mehr die Sicht bis zum Nachbargrundstück erlaubte. Die veralteten Anlagen wurden schon vor der Wende zum Symbol des Zerfalls des sozialistischen Staates, die Umweltbewegung zum Katalysator des politischen Umbruchs.

Wohnsiedlung am Kraftwerk Lippendorf,
Lippendorf, Neukieritzsch, 2021

Schneise am geplanten Durchstich zwischen Zwenkauer See und Cospudener See,
Neue Harth, Markkleeberg, 2016

Vom Tagebauuntenehmen Mibrag aufgekaufte Grundstücke in Pödelwitz.
Pödelwitz, Groitzsch, 2020

Abbruchkante am Tagebau Vereinigtes Schleenhain,
Deutzen, 2014

Versumpfung,
Neue Harth, Markkleeberg, 2019

Vom Tagebauuntenehmen Mibrag aufgekaufte Grundstücke in Pödelwitz.
Pödelwitz, Groitzsch, 2021
Mit der deutschen Wiedervereinigung, der Abwicklung der DDR-Betriebe und der Abwanderung großer Teile der Bevölkerung begann eine erneute drastische Änderung des Landschaftsbildes. Als „Desolationszone“ beschrieb der SPIEGEL-Journalist Wilhelm Bittorf 1993 im Landeanflug auf Leipzig die rostenden und verwaisten Industriequartiere der ehemaligen DDR.
Seitdem wurde ein Großteil der Anlagen zurückgebaut. Flächen wurden renaturiert und Tagebaurestlöcher geflutet. Mit dem Cospudener See und weiteren gefluteten Tagebaurestlöchern ist ein vielbesuchtes Naherholungsgebiet entstanden.

Zwenkauer See, ehemaliger Tagebau Zwenkau, stillgelegt 1998.
Zwenkau, 2020

Braunkohle-Förderband am Kraftwerk Lippendorf,
Lippendorf, Neukieritzsch, 2014

Versumpfung, Neue Harth,
Markkleeberg, 2016

Wohnblöcke für die Arbeiter des Kombinats Espenhain, einst einer der größten braunkohleverarbeitenden Betriebe der DDR, stillgelegt 1990.
Straße der Einheit, Kitzscher, 2020

Ehemaliger Standort der Dorfes Käferhain. Der Ort wurde 1985/-86 für die Erweiterung des Tagebaus Groitzscher Dreieck devastiert. Durch die Wiedervereinigung und die damit verbundene vorzeitige Stillegung des Tagebaus wurde die ehemalige Ortslage allerdings nie abgebaggert.
Methewitz, Groitzsch, 2020
Doch viele Probleme und Folgeschäden werden erst auf den zweiten Blick und viele Jahre später sichtbar. Schlechtere Bodenqualitäten mindern Ernteerträge, Versumpfungen durch den Wiederanstieg des Grundwassers machen manche Flächen wirtschaftlich kaum oder nur mit hohem technischen Aufwand nutzbar. Nicht ausreichend verdichtete Böden führen bei Bauvorhaben zu statischen Problemen, und die Ökosysteme werden noch Jahrhunderte brauchen, um sich vollständig zu erholen. Hinzu kommen Konflikte rund um die weiterhin aktiven Braunkohletagebaue „Vereinigtes Schleenhain“ und „Profen“.

Hochhalde Trages, alte Rutschung,
Thierbach, 2020

Devastierte Fläche am Tagebau Vereinigtes Schleenhain,
Kieritzsch, 2020

Haus an der ehemaligen Bundesstraße 2, Kesselshain, 2020

Nordstrand des Cospudener Sees, ehemaliger Tagebau Cospuden, stillgelegt 1991, Größe: 436 ha. Der Cospudener See hat sich zu einem der beliebtesten Naherholungsorte für die Leipziger Bevölkerung entwickelt.
Markkleeberg, 2014

Wohnblöcke für die Arbeiter des Kombinats Espenhain, einst einer der größten braunkohleverarbeitenden Betriebe der DDR, stillgelegt 1990.
Thierbacher Straße, Kitzscher, 2020
Noch 2018 war Deutschland das Land mit der weltweit höchsten Fördermenge an Braunkohle, mittlerweile wurde es von China auf den zweiten Platz verdrängt. Bis 2038 soll die Förderung in Ostdeutschland eingestellt werden, doch die derzeitige Energiekrise verändert auch die Sicht auf heimische Energieträger. Die Arbeit Desolationszone versucht fotografisch eine Langzeitbilanz der Folgen des Braunkohleabbaus zu erzählen und wirft einen Blick auf eine zeitgenössische anthropogene Landschaft

Versumpfung, Bundesstraße 2 bei Böhlen,
Böhlen, 2014

Störmthaler See, ehemaliger Tagebau Espenhain, stillgelegt 1996, Größe: 730 ha. Flutung mit eisenhaltigem Wasser.
Störmthal, 2014

Freizeitpark Belantis und Autobahn 38,
Leipzig, 2023

Devastierte Fläche am Tagebau Vereinigtes Schleenhain,
Kieritzsch, 2023
Ludwig Ander-Donath
Photographer and Picture Editor
Leipzig/Germany
+49 157 34 618 668
mail@ludwiganderdonath.com